Wirtschaftsfaktor Open Source

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Wirtschaftsfaktor Open Source

20.08.2024 - 07:00
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Open Source Software ist ein Innovationstreiber – und gleichzeitig eine Möglichkeit, Kosten einzusparen. Eine Harvard-Studie unterstreicht den Stellenwert: Weltweit trägt OSS geschätzt zu 8,8 Billionen US-Dollar Kostenersparnis bei. Dennoch sehen sich Unternehmen Hürden gegenüber, die oft auf unbegründeten Vorurteilen fußen.

Eine Harvard-Studie hat den wirtschaftlichen Wert von Open-Source-Software (OSS) untersucht, die eine wichtige Rolle in der heutigen Technologie und Wirtschaft spielt. Da OSS in der Regel kostenlos und ohne zentrale Nutzungsüberwachung zur Verfügung steht, ist es schwierig, ihren tatsächlichen Wert zu bestimmen.

Die Autoren verwendeten hierfür Daten von Millionen globaler Unternehmen, um den Wert von OSS sowohl auf der Angebotsseite (die Kosten, um die am weitesten verbreitete OSS einmal neu zu erstellen) als auch auf der Nachfrageseite (den Wert, den Unternehmen durch die Nutzung von OSS erzielen) zu schätzen.

Sie kommen zu dem Ergebnis, dass der Angebotswert von OSS bei etwa 4,15 Milliarden Dollar liegt, während der Nachfrageseitenwert wesentlich höher bei 8,8 Billionen Dollar liegt. Dies bedeutet, dass Unternehmen etwa 3,5-mal mehr für Software ausgeben müssten, wenn es keine OSS gäbe.

Eine Handvoll Entwickler

Die Studie betont, dass ein Großteil des Werts von OSS von einer kleinen Gruppe von Entwicklern und wenigen Programmiersprachen generiert wird. Die sechs führenden Programmiersprachen machen 84 Prozent des Nachfrageseitenwerts aus, und 96 Prozent dieses Wertes werden von nur fünf Prozent der OSS-Entwickler geschaffen.

Die Autoren heben die Bedeutung von OSS für die Wirtschaft hervor und argumentieren, dass die aktuelle Nutzung von OSS nicht nur erhebliche Kosteneinsparungen ermöglicht, sondern auch eine Verbesserung der Produktivität. Wirtschaftlich ergibt es also sehr viel Sinn, auf Open-Source-Software zu setzen. Trotzdem zögern viele Unternehmen mit der Einführung von OSS. Vorurteile gegenüber Zuverlässigkeit und Sicherheit prägen oft die Wahrnehmung.

Vorurteile gegenüber Open Source

Diese Vorurteile basieren laut Christian Schmitz, Director AI & Open Source bei plusserver, häufig auf mangelnden Informationen oder schlechten Erfahrungen mit unzureichend umgesetzten oder nicht professionell begleiteten OSS-Projekten. Dabei sollte man einen Fokus auf OSS setzen, die ein lebendes Ökosystem und idealerweise mehrere professionelle Anbieter von Support und Assurance setzen, sogenannte Multi-Vendor-Ökosysteme.

Bei der Implementierung neuer Prozesse fällt immer zusätzlicher Aufwand an. Vorausschauende Planung und die Anpassung vorhandener Systeme sind eine wichtige Grundlage, damit OSS-Projekte gelingen können. Zudem ist zu beachten, dass immer ein Schulungsbedarf bei Mitarbeitenden entsteht – wie bei jeder neuen Softwarelösung.

Schritt für Schritt einführen

Daher müssen Unternehmen laut Schmitz eine OSS-Strategie aufstellen. Startpunkt ist eine umfassende Analyse, um Bereiche zu identifizieren, in denen OSS den größten Mehrwert bietet. Ebenso sollten Standards für Sicherheit und Compliance definiert werden.

Anschließend können Unternehmen und Organisationen mit einem Pilotprojekt erste Erfahrungen sammeln und die Implementierung schrittweise erweitern. Hier ist es meist sinnvoll, einen externen Partner mit ausgeprägter OSS-Expertise zu konsultieren, um durch die Prozesse zu führen und Schulungsprogramme für die Mitarbeitenden umzusetzen.

Neben der Kostenersparnis bietet OSS weitere Vorteile für Unternehmen. Da wäre zum einen die Community der Entwickler, die sich mit der Wartung und Weiterentwicklung von OSS befasst, was für Sicherheit und Transparenz sorgt.

Der größte strategische Vorteil besteht für Unternehmen indes in der Unabhängigkeit von Softwareanbietern. Da in der Regel keine Lizenzgebühren anfallen, kann die OSS flexibel angepasst und erweitert werden. Dadurch ist es möglich, schnell auf Änderungen zu reagieren und das Risiko eines Vendor Lock-ins geht gegen Null, so Schmitz. Kurzum: Es gibt wenige Argumente, die gegen den Einsatz von OSS in Unternehmen sprechen – Verantwortliche müssen sich nur gut auf diesen Schritt vorbereiten.

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