Schubladensysteme als Alternative zu klassischen Servergehäusen

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Schubladensysteme als Alternative zu klassischen Servergehäusen

04.09.2024 - 07:16
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Schubladensysteme, auch Tray-Register genannt, spielen eine wichtige Rolle bei der Organisation und Effizienz von Rechenzentren. Sie bieten eine kompakte, zugängliche und sichere Aufbewahrungsmöglichkeit für Server, Netzwerkgeräte, Kabel und Zubehör. Bei ihrem Einsatz geht es jedoch nicht nur um eine geordnete Verkabelung oder die optimale Unterbringung von Geräten. Schubladensysteme sind ebenso ein wichtiger Faktor für Kühlung, Stabilität, Verfügbarkeit, Wartung und Energieeinsparung.

Bei den vielen Vorteilen von Einschubsystemen stellt sich schnell die Frage, ob moderne Systeme herkömmliche Gehäuse ersetzen können. Klassische Gehäuse sind oft größere, geschlossene Einheiten, die mehrere Server, Netzwerkgeräte und andere Hardwarekomponenten aufnehmen können. Sie sind in der Regel robust gebaut und bieten Schutz vor physischen Beschädigungen. Allerdings schützen natürlich auch Schubladensysteme vor Beschädigungen, wohingegen klassischen Gehäusen die Flexibilität, Skalierbarkeit und Effizienz der Schubladensysteme fehlen. Angesichts der zahlreichen Vorteile von Tray Registern stellt sich die Frage, wie sich moderne Systeme mit klassischen Gehäusen kombinieren oder durch diese sogar vollständig ersetzen lassen.

Modularer Aufbau bringt Vorteile
Schubladensysteme sind nicht neu im Markt, entwickeln sich aber kontinuierlich weiter. Moderne Konzepte bieten einfache Bedienbarkeit und verbesserte Zugänglichkeit, idealerweise von allen Seiten. Mit dem richtigen Trägersystem ergeben sich für Unternehmen Vorteile, die viele Verantwortliche nicht direkt mit Einschubsystemen in Verbindung bringen und die herkömmliche Gehäuse nicht bieten können. Dazu gehören eine deutlich beschleunigte Installation und Wartung sowie eine schnellere Fehlerbehebung.

Zeitgemäße Schubladensysteme haben durchaus das Potenzial, klassische Gehäuse abzulösen. Diese haben zwar einige Vorteile, aber die Anforderungen in den Unternehmen ändern sich zunehmend. Es geht immer mehr darum, Rechenzentren modular aufzubauen. Mit dem Pay-as-you-Grow-Ansatz skalieren Unternehmen ihre Hardware so, wie es das Wachstum des Unternehmens erfordert. Hier spielen Einschubsysteme durch ihren modularen Aufbau ihre Vorteile aus.

Klassische Gehäuse haben ihre Stärke im Aufbau großer, geschlossener Einheiten, bei denen es kaum und selten Änderungen gibt. Allerdings sind Einschubsysteme bei der Wartung, Kühlung und Verkabelung klassischen Gehäusen deutlich überlegen. Sie lassen sich flexibler und modular integrieren, ermöglichen das Ausnutzen auch von kleineren Bereichen in Racks und verbessern deutlich die Zugänglichkeit zu Kabeln und Geräten. Dazu kommt der verbesserte Luftstrom und damit die effektive und energiesparende Kühlung.

Die Unterschiede zwischen den Systemen liegen also in den Ansätzen, die Unternehmen verfolgen. Sollen Rechenzentren modular skaliert werden, sind Einschubsysteme besser geeignet. Oft reicht zudem der Platz nicht aus, um weitere Systeme zu integrieren oder zusätzliche Racks aufzustellen. Hier sind Einschubsysteme ideal, da sie den Platz in den Racks optimal ausnutzen und Bereiche in den Racks zugänglich und nutzbar machen, die sonst brach liegen würden. Letztendlich können Schubladensysteme somit auch zur Kostenreduzierung und Erhöhung der Flexibilität beitragen.

Mehr Platz im Rechenzentrum
Schubladensysteme bieten eine effiziente Lösung zur Maximierung des Platzes in Rechenzentren, indem sie eine optimierte Integration für eine Vielzahl von IT-Equipment ermöglichen. Einschubsysteme tragen darüber hinaus wesentlich dazu bei, die physische Unordnung zu reduzieren, indem sie eine organisierte, zugängliche und skalierbare Aufbewahrungsumgebung schaffen. Herkömmliche Gehäuse bieten hingegen kaum Skalierungsmöglichkeiten und sind im Vergleich zu Schubladen unflexibel in Bezug auf die Verkabelung:

  • Klassische Gehäuse erfordern oft individuelle Verkabelungen für jedes Gehäuse, was zu einem erhöhten Raumbedarf für Kabelmanagement und -führung führt. Im Gegensatz dazu bieten Schubladensysteme eine zentralisierte Verkabelung, die den Platzbedarf für Kabel erheblich reduziert.
  • Das Management und die Organisation der Verkabelung sind bei klassischen Gehäusen aufgrund der Vielzahl individueller Kabelanschlüsse pro Server komplexer. Schubladensysteme hingegen nutzen ein vereinheitlichtes Kabelmanagement innerhalb des Gehäuses, wodurch sich die Übersichtlichkeit und Wartungsfreundlichkeit verbessern.
  • Die Erweiterung oder Modifikation der Serverinfrastruktur gestaltet sich bei klassischen Gehäusen durch die Notwendigkeit, physische Verbindungen für jede Komponente individuell anzupassen, als zeitaufwändig und unflexibel. Schubladensysteme bieten durch ihre modulare Bauweise eine höhere Skalierbarkeit, da zusätzliche Module einfach hinzugefügt werden können, ohne dass die gesamte Verkabelung neu konfiguriert werden muss.
  • Jede physische Verbindung in einem klassischen Servergehäuse stellt einen potenziellen Fehlerpunkt dar. Die hohe Anzahl an Kabelverbindungen erhöht das Risiko von Verkabelungsfehlern, Kabelbrüchen oder -verlusten. Schubladensysteme minimieren diese Fehlerquellen durch die Reduzierung der physischen Verbindungen und den Einsatz von gemeinsam genutzten Strom- und Datenverbindungen.
  • Die effiziente Kühlung und Energieversorgung ist bei klassischen Gehäusen aufgrund der individuellen Verkabelung und der dadurch bedingten eingeschränkten Luftzirkulation eine Herausforderung. Schubladensysteme hingegen sind so konzipiert, dass sie generell eine bessere Luftführung und gemeinsame Energieversorgung ermöglichen, was zu einer verbesserten Energieeffizienz führt.

Darüber hinaus erfordert die Integration zusätzlicher Geräte oft den Umbau eines ganzen Racks. Der modulare Aufbau von Schubladensystemen ermöglicht eine flexible Anpassung an sich ändernde Technologielandschaften und Betriebsanforderungen und erhöht damit die Effizienz der Ressourcennutzung. So bieten zum Beispiel viele Systeme eine Skalierbarkeit auf 1U, 2U, 3U und 4U. Noch flexibler sind Ansätze wie VersaTray, die darüber hinaus auch 1/3-Skalierungen erlauben, bis eine beliebige n-Höhe im Rack erreicht wird.

Von allen Seiten bestückbar
Einige Schubladenlösungen verfügen über Blattfedersysteme und die Möglichkeit der Montage von allen Seiten, auch diagonal. Das eröffnet Szenarien, in denen auch minimaler, aber dennoch wertvoller Bauraum in Racks nutzbar wird, der sonst ungenutzt bliebe. Klassische Gehäuse verschwenden hier oft Platz. Tray Register bieten vielfältige Auszugsoptionen und komplette Entnahmemöglichkeiten erleichtern den Zugriff zusätzlich. Dies eröffnet den Betreibern von Rechenzentren neue Optionen der Wartung und verbessert letztlich die Stabilität und Verfügbarkeit der im RZ betriebenen Geräte und Dienste.

Es ist sinnvoll, darauf zu achten, dass die Einschübe Module unterschiedlicher Größe aufnehmen können und dass gängige Steckverbinder leicht zu integrieren sind. Beispiele hierfür sind LC, SC, MDC, SN, MTP, MDC oder E-2000, die in vielen Unternehmen zum Einsatz kommen. Zusätzlich bieten moderne Trägersysteme Funktionen zur elektrischen Signalübertragung. Dazu verfügen die Einschübe teilweise über Aufnahmen für RJ45-Keystone-Module sowie für Keystone-Module zur faseroptischen Signalübertragung. Dies ist ein Vorteil gegenüber anderen Einschubsystemen und auch gegenüber herkömmlichen Gehäusen. Auch wenn diese Anforderungen im jeweiligen RZ noch nicht gestellt werden, kann sich dies schnell ändern.

Fazit
Schubladensysteme schaffen Ordnung im Rechenzentrum, helfen die Racks optimal zu nutzen und tragen zu einem optimalen Kabelmanagement bei. Darüber hinaus lässt sich mit Ihnen die Wartung im Rechenzentrum deutlich verbessern, die Fehlersuche beschleunigen und Verbindungsunterbrechungen vermeiden. Ein weiterer Vorteil gegenüber klassischen Gehäusen ist die verbesserte Kühlung aller Geräte, was die Stabilität und Verfügbarkeit insgesamt erhöht. Darüber hinaus können Schubladensysteme dabei helfen, die Energiekosten zu senken. Aus den genannten Gründen sollten sich IT-Verantwortliche mit Schubladensystemen beschäftigen. Durch die hohe Flexibilität ist es außerdem problemlos möglich, Schubladensysteme parallel zu klassischen Gehäusen einzuführen. In diesem Fall profitieren Unternehmen von beiden Ansätzen und deren Vorteilen.

ln/Luis Brücher, Produktmanager bei Rosenberger OSI

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